Häufig gestellte Fragen

Visualisierung von Inhalten, auch bekannt als Graphic Recording, Visual Scribing oder Visual Facilitation, ist eine Methode, bei der komplexe Informationen wie Vorträge, Präsentationen oder Diskussionen in Echtzeit erfasst und auf großen Oberflächen visuell dargestellt werden. Diese Technik nutzt hauptsächlich Symbole, Bilder und Farben, um die wichtigsten Inhalte und Verbindungen anschaulich darzustellen. Dadurch wird das Verständnis und die Merkfähigkeit der Zuhörer unterstützt. Häufig wird die Visualisierung von Inhalten bei Workshops, Konferenzen und anderen Veranstaltungen eingesetzt, um Diskussionen und Ergebnisse auf eine ansprechende und leicht verständliche Weise festzuhalten.

Graphic Recording und Visual Facilitation überschneiden sich in vielen Bereichen, sind jedoch nicht identisch. Während Graphic Recording oft bei großen Veranstaltungen mit Hunderten von Teilnehmern eingesetzt wird, um Ereignisse zu dokumentieren, ist Visual Facilitation besser geeignet für kleinere Gruppen. Der Visual Facilitator agiert dabei als „visueller Moderator“, der aktiv Input von den Teilnehmenden einholt, Fragen stellt und gemeinsam mit der Gruppe an visuellen Lösungen arbeitet. Ziel ist es, abstrakte Ideen in konkrete, greifbare Konzepte umzusetzen.

Oft ist weniger mehr. Für Graphic Recorder*innen ist der genaue Ablauf der Veranstaltung tatsächlich die wichtigste Information. Es ist jedoch auch entscheidend zu wissen, in welcher Form das Graphic Recording nach der Veranstaltung genutzt werden soll. Bei digitalem und Online-Recording müssen technische Fragen zu Anschlüssen, Dateiformaten und Übertragungswegen geklärt werden. Bei komplexen Themen ist eine intensive Vorbereitung erforderlich, insbesondere wenn viele Fachbegriffe und Abkürzungen verwendet werden. Dennoch erfasst ein erfahrener Graphic Recorder die Essenz „auf der Tonspur“, sodass die Bereitstellung von Redemanuskripten und Präsentationen vor der Veranstaltung in der Regel nicht erforderlich ist.

Graphic Recording wird oft bei Strategieworkshops oder anderen firmeninternen Veranstaltungen eingesetzt, bei der auch Interna diskutiert werden. Mein Berufsethos als Graphic Recorder verbietet es mir, solche Informationen an Dritte weiterzugeben. Darüber hinaus habe ich mit vielen meiner Kunden ein Non-Disclosure Agreement geschlossen, das mich zum Stillschweigen verpflichtet. Dies bedeutet auch, dass ich Graphic Recordings niemals ohne das Einverständnis meiner Auftraggeber veröffentliche, auch nicht in Ausschnitten oder in redigierter Form.  

Für ein Graphic Recording auf Papier ist die Wahl der richtigen Zeichenfläche entscheidend. Diese kann eine glatte Wand sein, ein großes Fenster oder am häufigsten werden großformatige Stallwände („Metaplan-Wände“) verwendet. Viele Konferenz-Locations stellen diese kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr zur Verfügung, und auch viele Büros sind damit ausgestattet, sodass sie nicht extra geliefert werden müssen. Bei digitalen Aufnahmen ist ein bequemer Sitzplatz mit Stromanschluss von entscheidender Bedeutung. Das allerwichtigste ist jedoch ausreichend Wasser, da Graphic Recording sehr anstrengend sein kann!

Es gibt unendliche Möglichkeiten, Graphic Recording vor, während und nach der Veranstaltung für die Kommunikation zu nutzen. Eine von Hand illustrierte Einladung stimmt die Teilnehmer*innen bereits vorher auf visuelles Denken ein. Am Veranstaltungstag selbst dokumentiert und strukturiert Graphic Recording Vorträge und Diskussionen. Für Moderator*innen ist es ein bewährtes Mittel, um den Teilnehmenden einen Überblick zu verschaffen. Auch Foto- und Videodokumentationen werden durch Graphic Recording aufgewertet. In Form von digitalen Bildern oder Zeitraffervideos können Graphic Recordings firmenintern oder auch extern schnell geteilt werden, zum Beispiel im Intranet oder auf Social Media. Und Graphic Recordings auf Papier können aufgehängt werden und erinnern die Teilnehmer*innen auch nach der Veranstaltung an Inhalte und vereinbarte Ziele. 

Der Preis für ein Graphic Recording setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: Vorbereitung, Durchführung und Nutzungsrechte. Anhand dieser Faktoren wird der Tagessatz eines Graphic Recorders berechnet. Als grobe Orientierung kann das Honorarwerk der Illustratoren-Organisation (IO) dienen, welches eine Spanne von 900 bis 2.500 Euro pro Tag für Graphic Recording angibt. Der durchschnittliche Tagessatz beträgt laut Angaben von 2018 etwa 1.415 Euro. Zusätzlich können optionale Posten wie Nachbearbeitung, Reisekosten oder Material hinzukommen. In einem YouTube-Video mit dem Titel „Was verdient ein Graphic Recorder in 2024?“ nennt Benjamin Felis einen Tagessatz von 2.500 Euro.

Der Begriff “Tagessatz” ist etwas irreführend, da Graphic Recorder*innen ja bereits vor dem Veranstaltungstag für ihre Kunden tätig werden und teilweise auch danach. Nichtsdestotrotz bieten viele Graphic Recorder*innen in begründeten Ausnahmefällen auch Halbtagessätze an. Diese betragen jedoch nicht 50% des normalen Tagessatzes, sondern 65%. Die Erklärung für diese Differenz ist, dass Graphic Recorder*innen für diesen Tag keine weiteren Aufträge annehmen können.

Die kurze Antwort lautet: nein. In der Praxis hat sich herausgestellt, dass eine sehr kurze Einsatzzeit meist einen entsprechend höheren Aufwand bei der Vor- und Nachbereitung bedeutet. Um in so einer kurzen Zeit alles aufzunehmen, ist es meistens notwendig, den Informationsfluss zu optimieren und die Zeichenfläche so zu präparieren, dass die Informationen nur noch ausgefüllt werden müssen. Diese Vorbereitung ist so aufwendig, dass sie mit einem Stundensatz nicht abgegolten werden kann. 

Wenn ich an dem gebuchten Termin krank werde oder aus anderen dringenden Gründen verhindert bin, bemühe ich mich, Ersatz zu finden. Durch mein Netzwerk (mehr als 50 Graphic Recorder*innen in Berlin und mehr als 150 Graphic Recorder*innen in der DACH-Region) kann ich in der Regel auch kurzfristig jemanden finden, der oder die für mich einspringt. Meistens sind das Kolleg*innen, die über ähnlich viel Berufserfahrung verfügen wie ich und die auch komplexe Sachverhalte aus dem Stegreif visualisieren können. 

Das Honorar für ein Graphic Recording enthält immer einen Nutzungsrechteanteil, der meist auch explizit ausgewiesen wird. Damit erwerben die Auftraggeber das Recht, das entstandene Bild im vereinbarten Rahmen zu nutzen. Dies betrifft übrigens sowohl die firmeninterne Nutzung als auch die Nutzung zu Werbezwecken. Die Illustratoren-Organisation (IO) stellt einen Online-Kalkulator (Link: https://illustratoren-organisation.de/wp-content/uploads/2020/06/Nutzungsrechte-Kalkulator.pdf) bereit, mit dem die Kosten für die Nutzung einfach und transparent berechnet werden können.

Wie Grafiker*innen, Web-Designer*innen und Texter*innen sind auch die allermeisten Graphic Recorder*innen über die Künstlersozialkasse (KSK) kranken- und rentenversichert. Zur Sicherung der Finanzierung erhebt die KSK von Unternehmen, die künstlerische Dienstleistungen nutzen, die sogenannte Künstlersozialabgabe. Bemessungsgrundlage dieser Abgabe sind alle in einem Kalenderjahr an selbständige Künstler und Publizisten gezahlten Entgelte. Diese Kosten sind somit fester Bestandteil künstlerischer Leistungen und stellen keinen Aufschlag auf die anfallenden Kosten dar. 

Parallele Workshops, World Cafés und Unkonferenzen nach dem Open-Space-Prinzip sind eine Herausforderung für Graphic Recorder*innen, da sie nicht zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten sein können wie Hermione Granger. Idealerweise wird für jeden Workshop ein eigener Graphic Recorder gebucht. Wenn das aus organisatorischen oder budgetären Gründen nicht möglich ist, kann man sich der Methode des Visual Harvesting bedienen. Dabei bewegt sich der Graphic Recorder durch die Workshop-Räume und sammelt Informationen, die ihm relevant erscheinen. So entsteht keine vollständige Dokumentation, sondern ein subjektives Stimmungsbild der Veranstaltung. 

Vor 2020 war es eher ungewöhnlich, Graphic Recording in virtuellen Meetings zu nutzen. Jedoch wurde im Zuge der Corona-Pandemie Remote Graphic Recording zu einem unverzichtbaren Bestandteil von Online-Veranstaltungen. Der Vorteil besteht darin, dass die Teilnehmer*innen dem Graphic Recorder beim Zeichnen direkt „über die Schulter“ schauen können, insbesondere wenn eine Bildregie vorhanden ist, die sicherstellt, dass das Graphic Recording zum richtigen Zeitpunkt eingeblendet wird. Zudem werden Webkonferenzen durch die visuelle Untermalung durch Graphic Recording unterhaltsamer und einprägsamer.

Dafür ist keine zusätzliche Software notwendig. Die Einbindung in Teams, Zoom oder Google Meet erfolgt auf seiten des Graphic Recoders, der mittels seines via Camlink verbundenen Tablets als virtuelle Webcam an dem Meeting teilnimmt. Durch Nutzung eines Videomischers ist es auch möglich zwischen verschiedenen Videoquellen hin- und herzuschalten. Bei Nutzung einer Dokumentenkamera kann auch ein Graphic Recording mit Stift und Papier in ein virtuelles Meeting eingebunden werden. Die nötige Hardware wird vom Graphic Recorder bereitgestellt. 

Beides hat seine Vor- und Nachteile. Die Vorteile des digitalen Graphic Recordings sind neben der Flexibilität und der Möglichkeit, auch Online-Veranstaltungen zu begleiten, die sofortige Verfügbarkeit eines digitalen Bildes, das als Shareable Content im Internet und auf Social Media genutzt werden kann. Ein Graphic Recording auf Papier oder Wabenplatten hat hingegegen bei Live-Veranstaltungen eine unübertroffene Raumwirkung, an die auch die größten und hellsten Bildschirme nicht heranreichen. Ein zusätzlicher Nutzen, ist der “Watercooler-Effekt”: das Graphic Recording wirkt als Fokuspunkt, an dem Teilnehmer*innen zusammenkommen, miteinander ins Gespräch kommen und sich austauschen. Auch Selfies vor Graphic Recordings sind sehr beliebt und machen sich gut auf LinkedIn oder anderen sozialen Medien. 

Natürlich! Bei Graphic Recordings auf Papier gibt es die Möglichkeit den gesamten Zeichenprozess in Echtzeit oder im Zeitraffer aufzunehmen. Dafür reicht ein Smartphone und ein gutes Stativ. Teilweise werden Graphic Recorder*innen bei der Arbeit aber auch von einer Kamerafrau oder einem Kameramann begleitet. Die Bilder können dann zum Beispiel in der Videodokumentation der Veranstaltung verwendet werden. Digitale Recordings haben den Vorteil, dass ein Zeitraffervideo des Zeichenprozesses automatisch erstellt werden kann. Mit etwas Musik und ein paar O-Tönen von Teilnehmenden unterlegt, entsteht so schnell ein tolles Video für Social Media. 

Digitales Graphic Recording bietet im Vergleich zu analogen Aufzeichnungstechniken einige Vorteile. Digitale Aufzeichnungen können schnell und einfach dupliziert und bearbeitet werden, da sie digital gespeichert und weiterverarbeitet werden können. Dadurch können Ergebnisse schnell verteilt und online geteilt werden.

Analoges Graphic Recording hat seine eigenen Vorteile gegenüber digitalen Aufzeichnungstechniken. Zum Beispiel ermöglicht es eine direkte und physische Interaktion mit den Teilnehmer:innen und schafft eine persönlichere Atmosphäre. Es ist auch unabhängig von Stromversorgung und Technologie, was es besonders nützlich macht, wenn es keine Möglichkeit gibt, digitale Geräte zu verwenden. Darüber hinaus können die Ergebnisse des analogen Graphic Recordings auf Papier ausgestellt oder als Geschenk an die Teilnehmer:innen weitergegeben werden, was eine bleibende Erinnerung an die Veranstaltung schafft.

Fragen zum Thema Graphic Recording?

Jetzt Termin vereinbaren

Graphic Recorder Julian Kücklich

Julian Kücklich
Graphic Recording &
Illustration Berlin