Was ist Graphic Recording?
Graphic Recording ist die Kunst zuzuhören und das Gehörte in Bilder zu übersetzen. Weil das Ganze in Echtzeit geschieht, können Diskussionsteilnehmer*innen und Zuhörer*innen dem visuellen Denken in Gedankengeschwindigkeit zusehen. Es ist einprägsam, inspirierend und regt zu kreativem Denken an.
Die Definition von Graphic Recording
Laut Wikipedia ist Graphic Recording “die Anfertigung eines visuellen Verlaufsprotokolls während einer Veranstaltung, ohne aktiv in den Prozess einzugreifen. […] Je nach angewandter Technik entstehen beim Graphic Recording entweder großflächige Visualisierungen, die mehrere Quadratmeter umfassen können, oder Bildwände, welche sich aus vielen kleinen Bildkarten zusammensetzen. Durch die Verbreitung von Tablet-Computern, Grafiktabletts und entsprechender Software ist Graphic Recording inzwischen auch digital möglich.”
In anderen Worten: Graphic Recording dokumentiert zeichnerisch Veranstaltungen aller Art, so dass am Ende alles in einem großen, strukturierten Bild zusammengefasst ist. Oder noch kürzer: Graphic Recording bringt es auf den Punkt!
Visuell
Beim Graphic Recording verbinden sich Bilder, Symbole, Icons, Text und kalligraphische Elemente zu einem großen sinnvollen Ganzen.
Einprägsam
Graphic Recording verbindet Text und Bild, so dass verschiedene Gehirnareale angesprochen werden (“dual coding”). Dadurch bleibt das Gesehen besser im Gedächtnis.
In echtzeit
Es ist faszinierend Graphic Recorder*innen bei der Arbeit zuzusehen, denn alles Gesagte wird während des Vortrags visualisiert. Ein Highlight bei jeder Veranstaltung!
Inspirierend
Graphic Recording schafft durch Rekontextualisierung neue Zusammenhänge und regt so neue Gedanken an.
Strukturiert
Graphic Recording nutzt visuelle Hierarchie und Zeichen wie z.B. Linien und Pfeile, um Bilder zu strukturieren und leichter lesbar zu machen.
Eigenschaften von Graphic Recording
Graphic Recording ist in erster Linie eins: visuell. Denn Bilder prägen sich besser ein als Gehörtes oder Text, so dass die Inhalte einer Veranstaltung den Teilnehmer*innen lange in Erinnerung bleiben. Ein besonderes Highlight: Graphic Recordings entstehen in Echtzeit, live während der Veranstaltung, und sind auch oft Aufhänger für weiterführende Gespräche. Denn dadurch, dass Graphic Recording Inhalte strukturiert und in neue Zusammenhänge stellt, insprierte es Teilnehmer*innen zu kreativem Denken.
Beispiele für Graphic Recording
Je nach Kunde und Veranstaltung kann Graphic Recording ganz unterschiedlich aussehen. Digitale Recordings auf dem Tablet unterscheiden sich von analogen Recordings mit Stift und Papier. Auf der Bühne wirkt Graphic Recording ganz anders als auf einem Laptop-Bildschirm oder einer Zoom-Kachel. Beim analogen Recording reicht das Spektrum von monumentalen Wandgemälden bis hin zu kleineren DIN- Formaten. Und Graphic Recording kann natürlich auch interaktiv sein und die Ideen der Teilnehmer*innen mit einbeziehen.
Unesco-Unevoc Workshop
Digitales Remote-Graphic-Recordings eines Workshops von UNESCO-UNEVOC zum Thema Indigenous Knowledge mit Porträts der Diskussionsteilnehmer*innen (2022)
Listen Louder Konferenz
Digitales Graphic Recording einer Paneldiskussion im Rahmen der Konferenz Listen Louder des Constructive Institute (Bonn, 2022)
Komission für Jugendmedienschutz
Analoges Graphic Recording auf der Bühne bei einer Paneldiskussion zum Thema Pornografie im Internet im Rahmen der Jubiläumsfeier der Kommission für Jugendmedienschutz (Berlin, 2023)
Konferenz Automotive Tech
Ein klassisches Wandbild: Analoges Graphic Recording bei der Konferenz Automotive Tech.AD zum Thema autonomes Fahren (Berlin 2018)
RE:Publica
Analoges Graphic Recording im Team (mit Gabriele Heinzel, Magdalena Wiegner, Christoph Kellner) bei der re:publica (Berlin 2019)
Konferenz Agile PEP Minds
Analoges Graphic Recording im Format DIN A2 bei der Konferenz Agile PEP Minds zum Theme Produktentwicklung (Berlin 2019)
WiE entsteht Graphic Recording?
Graphic Recording entsteht durch die kreative Synthese von visueller Kunst und Informationsverarbeitung. In diesem faszinierenden Prozess wird live während Veranstaltungen oder Meetings das Gesagte in beeindruckende visuelle Darstellungen umgewandelt, die komplexe Ideen und Konzepte auf eine leicht verständliche und ansprechende Weise vermitteln.
Schritt 1: Briefing
Im Briefing versuche ich alle Fragen zu klären, die für ein gelungenes Graphic Recording wichtig sind: welche Ziele und Erwartungen haben meine Kunden? Was wollen Sie mit dem Graphic Recording erreichen? Wie soll das Graphic Recording nach der Veranstaltung genutzt werden? Gibt es spezielle Symbole und Farben, die verwendet werden sollen? Oder gibt es Bildelemente, die auf keinen Fall auftauchen sollen? Welche Fachbegriffe werden verwendet?
Schritt 2: Vorbereitung
Neben der technischen und organisatorischen Vorbereitung (Papier zuschneiden, Kapaplatten bestellen, Zugtickets buchen …) bereite ich mich je nach Thema intensiv vor, lese mich ein, büffele Fachvokabular und erstelle spezielle Icons für wichtige Begriffe. Oft bereite ich auch ein Key Visual vor, das dem Graphic Recording visuelle Kohärenz gibt und das Thema schon einmal symbolisch umreißt.
Schritt 3: Aufbau und Technik
Jede Veranstaltung hat ihre eigenen technischen Herausforderungen. Mal geht es nur darum, eine stabile Zeichenfläche bereitzustellen, mal darum dreidimensionale Objekte aus Falconboards zu bauen. Mal genügt eine Steckdose, mal soll das Graphic Recording gleichzeitig live auf einer Leinwand gezeigt werden und über Teams gestreamt werden. Es gibt für alles eine Lösung, aber vorher muss alles ausprobiert und getestet werden.
Schritt 4: Graphic Recording
Jetzt kann es endlich los gehen! Graphic Recording ist für jede Veranstaltung ein Highlight, egal ob digital oder analog, remote oder vor Ort. Wörter werden zu Bildern, Inhalte werden strukturiert und gegliedert, und das ganze passiert in Echtzeit, live und in Farbe. Dadurch, dass ich so viel Zeit in die Vorbereitung investiere, kann ich mich am Veranstaltungstag ganz aufs Zeichnen konzentrieren, wodurch eine hohe Qualität garantiert ist.
Schritt 5: Übergabe
Oft werde ich gefragt, ob das Graphic Recording am Ende der Veranstaltung schon fertig ist. Die Antwort lautet: Ja, natürlich. Zwar gibt es Fälle, in denen etwas Nachbearbeitung notwendig ist, aber im Normalfall können meine Kunden das fertige Graphic Recording gleich nach der Veranstaltung mitnehmen – ob als Original auf Papier oder als digitales Bild, das gleich im Intranet oder auf Social Media geteilt werden kann.
Schritt 6: Nachbearbeitung
In den allermeisten Fällen ist das Graphic Recording am Ende der Veranstaltung fertig und kann sofort weiter genutzt werden. Nur in Ausnahmefällen müssen nach der Veranstaltung noch Änderungen vorgenommen werden. Anders ist das bei Strategielandkarten und anderen Visualisierungen, die ich iterativ mit meinen Kunden entwickle: hier ist das Graphic Recording oft nur der Auftakt zu einem längeren Entwicklungsprozess.
Schritt 7: Nachnutzung
Bei der Nutzung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Neben der digitalen Nutzung können Graphic Recordings auch auf alle möglichen Materialien gedruckt werden, z.B. auf T-Shirts, Tassen, Postkarten etc. Und Graphic Recordings machen sich auch gut in Videodokumentationen von Veranstaltungen. Ich habe schon vieles gesehen und berate meine Kunden gern ausführlich zur möglichen Nutzung.
Analog vs. digital
Oft werde ich von meinen Kunden gefragt, was besser ist – analoges oder digitales Graphic Recording. Natürlich gibt es darauf keine eindeutige Antwort, denn es kommt auf die Anforderungen und Bedürfnisse der Teilnehmer*innen an. Hier eine Zusammenstellung der wichtigsten Vor- und Nachteile
Analoges Graphic Recording
Sichtbarkeit
Graphic Recording auf Papier oder Kapa ist immer sichtbar, unabhängig von aller Technik. Dadurch können die Teilnehmer*innen die Entstehung des Graphic Recordings live mitverfolgen und fühlen sich miteinbezogen und wahrgenommen.
Austausch und Dialog
Beim analogen Graphic Recording bilden sich in den Pausen kleine oder größere Gruppen von Teilnehmer*innen um die Graphic Wall, kommen zwanglos ins Gespräch über die Inhalte der Veranstaltung und entwickeln neue Ideen.
Ein bleibendes Andenken
Ein physisches Graphic Recording können meine Kunden nach der Veranstaltung mitnehmen und an einem Ort ihrer Wahl aufhängen. Dass es sich um ein Original handelt, wertet die Veranstaltung in der Erinnerung der Teilnehmer*innen auf.
Medienbruch
Um ein analoges Graphic Recording in ein digitales Bild zu verwandeln, muss das Graphic Recording fotografiert und gescannt und in einer Bildbearbeitungssoftware wie Photoshop nachbearbeitet werden. Es steht daher nicht gleich am Ende der Veranstaltung als digitales Bild zur Verfügung.
Physikalische Einflüsse
Auch wenn es sehr selten passiert: Graphic Recordings auf Papier sind anfällig gegen Wasserflecken, UV-Strahlung, Alterungsprozesse des Papiers, Risse, Knicke und Falten. Um es zu bewahren, sollte es also geschützt und digitalisiert werden.
Digitales Graphic Recording
Schnelle Verfügbarkeit
Digitale Graphic Recordings können direkt am Ende der Veranstaltung an die Teilnehmer*innen verschickt, auf Social Media gepostet und im Intranet oder auf einem Netzlaufwerk abgelegt werden.
Ideal für Remote-Meetings
Findet eine Veranstaltung per Videocall statt, lässt sich ein digitales Graphic Recording leicht einbinden, so dass es von allen Teilnehmer*innen leicht verfolgt werden kann. Das gilt natürlich auch für hybride Veranstaltungen.
Zeitraffervideo
Ein besonderes Highlight von digitalen Graphic Recordings ist, dass der Entstehungsprozess des Bildes auch als Zeitraffervideo exportiert werden kann, das zum Beispiel in Videodokumentationen Verwendung findet.
Medienkonkurrenz
Häufig muss ein digitales Graphic Recording mit anderen audiovisuellen Inhalten konkurrieren, z.B. Powerpoint-Präsentationen, Videos oder Livestreams. Da führt oft dazu, dass das Graphic Recording nur in den Pausen zu sehen ist.
Medienbruch
Soll ein digitales Graphic Recording in eine physische Form gebracht werden, muss es bei einer Druckerei auf einem geeigneten Material geplottet werden. Dieser Schritt entfällt bei einem Graphic Recording auf Papier.
Für wen ist Graphic Recording geeignet?
Graphic Recording kann bei allen Veranstaltungsformaten eingesetzt werden, bei denen die Inhalte im Vordergrund stehen, also z.B. bei Konferenzen, Workshops, Podiumsdiskussionen etc. Zu meinen Kunden zählen Mittelständler genauso wie Startups und Konzerne. Auch Vereine, Stiftungen und Behörden – bis hin zu Ministerien – arbeiten mit Graphic Recording. Zahlreiche Beispiele finden Sie in meinem Portfolio.
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Julian Kücklich
Graphic Recording &
Illustration Berlin