Graphic Recording Umfrage 2023
Erfahren Sie in meiner Marktanalyse für
Graphic Recorder*innen:
- Finanzielle Einblicke
- Umsatz und Aufträge
- Gebührenstruktur
- Honorare und Rabatte
- Kundenkreis
- Kunden
Vorwort
Die Graphic-Recording-Branche ist im Umbruch. Als ich 2012 mit Graphic Recording anfing, gab es in Deutschland nur eine Handvoll Graphic Recorder*innen, vor allem in den Großstädten. Sie waren untereinander kaum vernetzt, es gab außerhalb der IFVP keine Organisation, die sich um die Belange der Branche kümmerte. Die Kunden waren vor allem Großkonzerne, die die Methode meist durch Unternehmensberatungen wie CapGemini kennengelernt hatten. Es gab mehr Nachfrage als Angebot, so dass es einfach war, in der Branche Fuß zu fassen.
Mittlerweile ist Graphic Recording als Methode der Dokumentation und Ergebnissicherung in Deutschland, Österreich und der Schweiz etabliert, und wird von großen und kleinen Unternehmen, Behörden, Universitäten und NGOs sowie Stiftungen und Vereinen genutzt. Die Vernetzung hat dank lokaler Initiativen und neuer Netzwerke wie den EVP zugenommen. Es gibt in den meisten Städten Graphic Recorder*innen und es kommen täglich neue Kolleg*innen dazu. Doch für neue Graphic Recorder*innen ist es nicht mehr so leicht, an Aufträge zu kommen, und viele arbeiten nebenher als Coach*innen, Illustrator*innen oder Berater*innen.
Verstärkt wurde der Wandel der Branche durch die Corona-Pandemie, die uns dazu zwang, unsere Geschäftsmodelle und unsere Kundenbeziehungen zu überdenken und teilweise neu zu definieren. Digitales Graphic Recording und Remote-Recording über Video-Plattformen wie Zoom wurde immer zentraler, während analoges Recording mit Stift und Papier in den Hintergrund trat. Dadurch entwickelten sich auch neue Formen des Graphic Recordings, die die Möglichkeiten digitaler Medien nutzten.
Die durch die Inflation bedingte Rezession in der deutschen Wirtschaft und die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise belasteten Unternehmen und den öffentlichen Sektor gleichermaßen, so dass die Budgets für Graphic Recording 2023 zumindest in Deutschland deutlich zurückgingen. Bei vielen entstand das Gefühl, dass der Wettbewerb zunimmt, und dass es wichtiger denn je ist, über Qualitätsstandards und Zertifizierung zu sprechen. In der Schweiz gründeten sich die Visual Practitioners Switzerland und auch in Deutschland flammte die Diskussion über einen Graphic-Recording-Verband wieder auf.
In dieser Situation ist es wichtig, ein klares Bild der Branche zu zeichnen. Dies war meine Motivation als ich im Mai 2023 die Graphic-Recorder*innen-Umfrage startete. Die große Resonanz zeigt, dass ich nicht der einzige war, der den Bedarf spürte, mir einen Überblick über die Branche zu verschaffen. Ich bedanke mich bei allen Teilnehmer*innen, dass sie sich durch die vielen Fragen gekämpft haben. In dieser Veröffentlichung möchte ich das zusammengetragene Wissen teilen und eine Grundlage für die zukünftige Entwicklung der Graphic-Recording-Branche schaffen.
Die Daten zeichnen ein differenziertes und klares Bild dieser Branche, aber dieses Bild ist nicht vollständig. Ein Blick auf die demografischen Daten genügt, um zu sehen, dass mein Aufruf zur Beteiligung an der Umfrage vor allem ältere und erfahrenere Kolleg*innen erreicht hat, so dass wir nur wenig über die Situation von neuen Graphic Recorder*innen wissen. Und ich habe es leider versäumt, das Thema Diversity in die Umfrage aufzunehmen, so dass auch dieser Aspekt weitgehend im Dunklen bleibt. Es gibt also auch hier noch Luft nach oben.
Ich wünsche euch eine inspirierende Lektüre!
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Warum ist diese Umfrage wichtig?
Diese Umfrage soll ein aktuelles Abbild des Marktes für Graphic Recorde*innen in Deutschland wiedergeben. In erster Linie ist das für Graphic Recorder*innen selbst relevant, um Branchenstandards und Markttrends zu erkennen, sowie auch Vergleiche durchzuführen. Neben den Graphic Recorder*innen, ist die Marktanalyse auch für potenzielle Kunden und Institutionen relevant, die auf Graphic Recordering zurückgreifen. Tagessätze, Erfahrung und Tätigkeitsbereiche werden in der Umfrage dargestellt.
Inhalt
der Umfrage
Es wurden insgesamt 62 Fragen zum Thema Graphic Recording beantwortet. Dabei gehen die Fragen über Tagessätze, Erfahrung, Tätigkeit, Branchen bis hin zu Trends.
Umfangreiche
Teilnahme
An der Umfrage haben 147 Personen teilgenommen und fast vollständig alle Fragen beantwortet. Die umfangreiche Teilnahme liefert wertvolle Einblicke und Daten.
Up to date
aus 2023
Die Umfrage wurde im Mai 2023 gestartet lief bis Ende Juli 2023. Erstmals vorgestellt wurden die Ergebnisse der Umfrage beim Graphic Recording Gipfel in Offenbach.
Fragen aus der
Graphic Recording Umfrage
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WIE LANGE ARBEITEN DIE TEILNEHMENDEN GRAPHIC RECORDER*INNEN IN DER BRANCHE?
Fast 60% der Teilnehmer*innen arbeiten seit mehr als 5 Jahren als Graphic Recorder*innen, 26,5% sogar seit mehr als 10 Jahren. Nur ein relativ geringer Anteil (17,7%) sind Berufsanfänger mit weniger als 2 Jahren Erfahrung. Die Umfrage repräsentiert also vor allem erfahrene Graphic Recorder*innen mit insgesamt rund 750 Jahren Berufserfahrung.
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ARBEITEN DIE MEISTEN GRAPHIC RECORDER*INNEN ANGESTELLT ODER SELBSTSTÄNDIG?
Es ist wenig wohl wenig überraschend, dass 89% der Teilnehmer*innen an der Umfrage selbständig sind, während nur 7,5% fest angestellt sind. Die Branche ist nach wie vor von vielen Solo-Selbständigen geprägt, die zwar oft lokal und überregional gut vernetzt sind, aber nur selten in Firmen oder anderen Organisationen arbeiten.
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WIE WERDEN FÜR GRAPHIC RECORDING KUNDEN AKQUIRIERT?
Eine besondere Rolle spielen Empfehlungen von Kunden. Über diesen Kanal kommen 94,2% aller befragten Graphic Recorder*innen an neue Aufträge. Ähnlich wichtig ist die eigene Website (77,7%) als Akquisetool. Danach folgen Workshops (35,5%), SEO (18,1%), Social Ads auf Google oder LinkedIn (13,8%) und Vorträge (12,3%). Daneben wurde Werbung auf Veranstaltungen, Kaltakquise und Veröffentlichungen in Fachmagazinen genannt.
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SIND DIE TEILNEHMENDEN GRAPHIC RECORDER*INNEN IN DER KSK (KÜNSTLERSOZIALKASSE) VERSICHERT?
Eine Mehrheit von 55,5% ist bei der Künstlersozialkasse versichert. Dazu hat sicher auch die Anerkennung von Graphic Recording als eigenes Berufsbild seitens der KSK beigetragen. Die Hürden, bei der KSK Mitglied zu werden, sind dadurch wesentlich niedriger geworden, auch wenn der Aufnahmeprozess aufgrund zunehmender Mitgliederzahlen oft sehr langwierig ist.
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WELCHE KOSTEN ENTSTEHEN FÜR GRAPHIC RECORDING IN DEUTSCHLAND?
Fast die Hälfte aller befragten Graphic Recorder*innen setzt einen Tagessatz von 1.500 bis 1.999 Euro (netto) für einen Tag Graphic Recording an. Ein geringerer Teil (35%) liegt bei 1.000 bis 1.499 Euro (netto). Und immerhin 10% der Teilnehmer*innen liegen mit ihren Tagessätzen jenseits der 2.000-Euro-Marke, 2,1% sogar über 2.500 Euro. Damit ist der vor einigen Jahren von der IO kommunizierte Durchschnittsrichtwert von rund 1.400 Euro endgültig Geschichte. Professionelles Graphic Recording kostet mittlerweile gut 50% mehr als 2018.
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INWIEFERN SPIELT KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IM GRAPHIC RECORDING EINE ROLLE?
Zu dieser Frage gaben die befragten Graphic Recorder*innen sehr unterschiedliche Antworten. Während ein signifikanter Teil keine Auswirkungen auf ihre Arbeit erwartet, sehen andere Teilnehmer*innen die Gefahr einer teilweisen oder vollständigen Ersetzung durch KI, die sich auch negativ auf die eigene Erwerbssituation auswirken könnte. Andere sehen eher die Vorteile von KI, z.B. für schnellere Ideenfindung oder die Übernahme von Routineaufgaben durch KI.
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WIE VIELE GRAPHIC RECORDER*INNEN ARBEITEN NEBENBERUFLICH UND WIE VIELE ARBEITEN HAUPTBERUFLICH?
Zwei Drittel aller Befragten arbeiten hauptberuflich als Graphic Recoerder*innen, nur 29% tun dies nebenberuflich. Es spricht für die Professionalität der Branche, dass es so vielen Menschen gelungen ist, sich mit Graphic Recording ein tragfähiges Geschäftsmodell aufzubauen. Die Erfahrung zeigt zudem, dass sich viele nebenberufliche Graphic Recorder*innen nach einigen Jahren dafür entscheiden, diese Tätigkeit hauptberuflich auszuüben.
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WELCHE ANDEREN DIENSTLEISTUNGEN BIETEN DIE TEILNEHMENDEN NEBEN GRAPHIC RECORDING AN?
Die befragten Graphic Recorder*innen bieten neben Graphic Recording auch Dienstleistungen wie Illustration (81,9%), Beratung (41,7%), Coaching (30,6%) und Grafikdesign (25%) an. Außerdem wurden Workshops, Sketchnotes, Comics und Erklärfilme genannt.
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IN WELCHE RICHTUNG ENTWICKELT SICH GRAPHIC RECORDING IN DER ZUKUNFT?
Auch zu dieser Frage gab es sehr viele unterschiedliche Antworten. Einige Teilnehmer*innen sehen die Zukunft recht pessimistisch und erwarten mehr Konkurrenzdruck und niedrigere Honorare. Andere denken, dass die Zeit des Live-Graphic-Recordings vorbei ist, und sehen einen Trend zu langfristigeren und iterativen Visualisierungsprozessen. Und einige Graphic Recorder*innen sehen eine glänzende Zukunft für die Branche mit neuen Technologien wie VR/AR und weitgehender Anerkennung der Methode bei Unternehmen, NGOs und Behörden.
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WELCHE SOZIALEN MEDIEN WERDEN IM BEREICH GRAPHIC RECORDING PROFESSIONELL GENUTZT?
Die am weitaus häufigsten genutzten Social-Media-Plattformen bei Graphic Recorder*innen sind LinkedIn und Instagram mit 77,7% bzw. 73,6%. Facebook (24,8%), X (Twitter) mit 16,5% und YouTube (6,6%) sind weniger stark vertreten. Die überwiegende Nutzung von LinkedIn zeigt, dass Graphic Recording vor allem im B2B-Bereich eingesetzt wird. Instagram spielt zwar bei der B2B-Kundenakquise keine große Rolle, aber der Fokus auf visuelle Beiträge macht es auch für die Graphic-Recording-Branche attraktiv.
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Julian Kücklich
Graphic Recording &
Illustration Berlin
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